HHÖ-Online-PK zur European Testing Week 2020 – Testen, Finden, Therapieren, Heilen
Noch bis 22. Mai steht die European Testing Week 2020 für HBV/HCV/HIV/SARS-CoV-2 (Coronavirus) auf dem WHO Gesundheitsprogramm in Europa. Auch heuer wird diese Testoffensive hierzulande unter anderem wieder von der Hepatitis Hilfe Österreich – Plattform Gesunde Leber (HHÖ) rund um Vorsitzende Angelika Widhalm initiiert. „Nur wenn rechtzeitig Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden, informiert, getestet und in weiter Folge therapiert wird, haben wir weltweit eine Chance, die Ziele der WHO (z.B.: Eliminierung viraler Hepatitis weltweit bis 2030) zu erreichen. Virale Hepatitis ist mittlerweile in den meisten Fällen therapier- bzw. heilbar, HIV/Aids ist heute sehr gut therapierbar. Für Corona sind alle zur Verfügung stehenden Ressourcen zu bündeln, um die weltweit laufenden Initiativen zu unterstützen“, betont Widhalm.
Mit der Europäischen Testwoche soll vor allem eine Awareness geschaffen werden, „damit der Testwille der Bevölkerung erhöht wird und dadurch die dringende Notwendigkeit von bundesweit einheitlichen, qualitätsgesicherten und niederschwelligen Teststrukturen erkannt wird und diese tatsächlich auch in Angriff genommen werden“, so die HHÖ-Vorsitzende. „Bei viraler Hepatitis sollte gemäß Empfehlungen der CDC jeder zwischen 18 und 79 Jahren getestet werden. Dafür reicht es allerdings nicht, wenn man in den Ambulanzen einfach wartet, bis die Leute kommen. Man muss aktiv auf die Bevölkerung zugehen – mit einem bundesweiten Angebot an qualitätsgesicherten niederschwelligen Testmöglichkeiten für virale Erkrankungen. Unser Ziel muss sein: Testen, Finden, Therapieren, Heilen.“
Zahlen, Daten, Fakten
Bei der Online-Pressekonferenz der HHÖ nannte Assoc.Prof. Priv.Doz. Dr. Thomas Reiberger, (Klinische Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie im AKH-Wien, Uni.Klinik für Innere Medizin III, Med.Uni.Wien, Leiter AG Leber der ÖGGH) auch einige wichtige Zahlen: Weltweit gibt es laut rezenten WHO Daten 257.000.000 Hepatitis B Fälle und 71.000.000 Hepatitis C Fälle sowie 37,9 Millionen HIV betroffene Menschen. „In Bezug auf die Virushepatitis B und C wurde das globale Ziel einer Elimination (definiert über 90%ige Reduktion der Neuinfektionen und 65%ige Reduktion der assoziierten Todesfälle) für 2030 ausgegeben. In Österreich sind die Hocheffektiven Therapien für Hepatitis B und C breit verfügbar und daher sind wir auf einem guten Weg das Eliminationsziel für 2030 zu erreichen. Kritisch für den Erfolg der Elimination ist es allerdings, validierte Testungen mit niederschwelligem Zugang anzubieten und spezifische Mikroeliminationsprojekte für Risikogruppen durchzuführen. Die Österreichische Gesellschaft für Gastroenterologie und Hepatologie (ÖGGH) arbeitet gemeinsam mit der Hepatitis Hilfe Österreich – Plattform gesunde Leber, um weitere effektive Teststrategien (wie zum Beispiel im Rahmen der European Testing Week) und niederschwelligen Zugang zu Information und Therapien für die Infektionserkrankungen Hepatitis B, C und HIV in Österreich anzubieten.“
Ein ausführliches Statement von Dr. Bernhard Benka, Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz, finden Sie im Dokument in der Beilage.
Die Ziele
Auch wenn hier in Österreich für alle von HIV/Aids oder Viraler Hepatitis betroffenen eine Therapie zur Verfügung steht, so hinken wir allerdings bei der validierten Diagnose, den Tests, hinterher“, betont Widhalm. „Ohne die Betroffenen über einen validierten Test zu finden, kann ihnen unmöglich geholfen und somit die Infektion und Gefährdung weiterer Menschen garantiert nicht verhindert werden. In Österreich wurde es über die letzten Jahre schlicht versäumt, bundesweit selbstbestimmte qualitätsgesicherte niederschwellige Teststrukturen zu etablieren. Es wurde immer wieder am falschen Ort und Platz gespart“, meint die HHÖ-Vorsitzende.
Um das langfristige Ziel, die Viren und Erreger effektiv zu eliminieren, auch tatsächlich erreichen zu können, müssen alle betroffenen Menschen entsprechend therapiert bzw. – wenn möglich – geheilt werden. Auf der anderen Seite ist aber auch die Impfungsrate (bei Hepatitis B) hoch zu halten, sodass weitere Ansteckungswellen verhindert werden können. Daher fordert die HHÖ: „Wir brauchen bundesweit – in Städten sowie im ländlichen Raum – qualitätsgesicherte niederschwellige Testmöglichkeiten für virale Erkrankungen, die an das Gesundheitssystem nahtlos angeschlossen sind. Dazu muss man die bestehenden Strukturen aufwerten, evaluieren und sinnvoll ergänzen.“
Aber auch im Bereich der Ent-Stigmatisierung sei noch viel zu tun, betont Widhalm.
Strategischer Ansatz gefragt
Die HHÖ warnt allerdings davor, „planlos eine neue Autobahn quer über und durch das Gesundheitswesen zu bauen, die dann voraussichtlich 5 bis 10 Jahre lang für Corona genützt wird, bevor diese neuen Strukturen dann kostspielig wiederum abgebaut werden. Stattdessen ist es sinnvoller und effektiver, die bereits bestehenden Strukturen aufzuwerten und auszubauen“, ist Widhalm überzeugt. „International wird während der jetzigen Pandemie ein entsprechendes Mantra gepredigt: jeden notwendigen Kontakt mit dem Gesundheitssystem so effektiv wie möglich zu nützen. Eine Lehre die wir auch für ‚das Danach‘ beherzigen sollten: Aktuell werden in vielen Ländern Standarduntersuchungen bei Patientinnen und Patienten verschoben oder aber ‚geclustert‘ – also gehäuft – durchgeführt, sofern sie nicht dringend und notwendig sind. Alle Testmöglichkeiten müssen kombiniert und effektiver eingesetzt werden – und das nicht nur in Krisenzeiten.“
Österreich befindet sich noch immer mitten in der Pandemie. Und die virale Hepatitis und HIV/Aids muss endlich genauso als eine weltweite Gefahr gesehen werden. „Hätten wir in den vergangenen Jahrzehnten bei viraler Hepatitis so reagiert, wie jetzt bei COVID 19, hätten wir uns wahrscheinlich viel Leid und Belastung der Gesundheitssysteme erspart“, betont Widhalm abschließend.
Bleiben Sie gesund!
Über die Hepatitis Hilfe Österreich – Plattform Gesunde Leber (HHÖ)
Die Hepatitis Hilfe Österreich – Plattform Gesunde Leber (HHÖ)wurde im Jahr 2000 von engagierten Patienten gemeinsam mit Ärzten und den Partnern aus der Gesundheitspolitik gegründet. Seither fungiert der gemeinnützige Verein als Schnittstelle zwischen PatientInnen und MedizinerInnen, Behörden, Ministerien, Arbeiter- und Wirtschaftskammer, Sozialversicherungsträgern, Krankenkassen sowie regionalen Behörden hier in Österreich. Ein wissenschaftlicher Beirat, bestehend aus namhaften Fachärzten und Wissenschaftlern, gewährleistet die Zuverlässigkeit, Aktualität und Seriosität der medizinischen Informationen der HHÖ. Die Hepatitis Hilfe Österreich wird künftig noch enger als bisher mit allen zuständigen Behörden, Ministerien und einschlägigen Institutionen des Landes sowie den Medien zusammenarbeiten.
Hier geht´s zur Online-PK: https://youtu.be/tXQFQ3O-Y-o
Englische Statements finden Sie hier: https://youtu.be/t9V2o50w65g
Wir Danken für die Unterstützung: