Fettleber, die neue Volkskrankheit?

Wir hoffen, Sie haben den Lockdown gesund überstanden und sind wohlauf. Wir haben die Zeit genützt, um uns mit einer Lebererkrankung zu beschäftigen, die bisher in Österreich, Europa und weltweit unterschätzt wurde und auf dem besten Weg ist, zur folgenschwersten Volkskrankheit der Welt zu werden: Die Fettleberhepatitis NASH, eine „Nicht-Alkoholische-Fettleberentzündung“; also eine Leber, die sich aufgrund von Fetteinlagerungen entzündet. Falls diese nicht behandelt wird, vermehrt sich das Risiko für Diabetes Typ 2 maßgeblich, und bei schlimmem Verlauf sogar die Entstehung von Krebs in der Leber.

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Von der Fettleber spricht man, wenn die Leber zu viel Fett einlagert und ihre normalen Aufgaben deswegen nur mehr in reduzierter Weise durchführen kann: ähnlich wie in einem überfüllten Büro arbeitet die Leber weniger effektiv und wird insbesondere langfristig stark belastet. Allgemein spricht man – vor allem Ärzte – bei einer erhöhten Fetteinlagerung noch nicht von einer Krankheit, eher einem Symptom oder einem bedenklichen Zustand: Diese Fettleber kann sich nämlich auch entzünden und dann kann es sehr ernst werden!

Eine Leberentzündung, fachlich gesehen Hepatitis genannt, geht im Allgemeinen denselben Weg, egal wodurch sie ausgelöst wurde. Ob sie durch Viren (wie bei Hepatitis A, B, C, D, E), durch Alkohol (wie bei der ASH – Alkoholische Steatohepatitis) oder eben durch erhöhte Fettansammlungen in der Leber ausgelöst wird (NASH – Nichtalkoholische Steatohepatitis) ist minder relevant für den Verlauf an sich. Eine Hepatitis folgt unabhängig der Ursache immer einem ähnlichen Verlauf: Leberentzündung, Fibrose, dann Zirrhose gefolgt oder begleitet von Leberkrebs und/oder Leberversagen. In den späteren Verlaufsmomenten ist eine Leber-Transplantation oft die einzige realistische Chance auf Verbesserung, allen voran da es bei der NASH derzeit noch keine verlässlichen, medikamentösen Therapien gibt.

Warum aber betrifft die Fettleber heutzutage in Europa und in den meisten Industrieländern so viele Menschen? Und warum jetzt? Die Ursache liegt in unserem Lebenswandel. Wir nehmen zu viel Energie auf und verbrauchen zu wenig. Aber nicht nur die Menge an Energie, die wir aufnehmen, sondern auch die Art des „Treibstoffes“ ist entscheidend.

Weltweit wird billig produzierte Nahrung mit Zucker und Fett schmackhafter gemacht. Der Zucker, der hierbei verwendet wird, wird weltweit gesehen vorrangig aus Mais produziert und exportiert. Dieser Maisstärkesirup wird auch „High Fructose Corn Syrup“ genannt, da der Fruktose-Anteil bei im Gegensatz zum „normalen“ Zucker, (wie z.B.: Wiener Kristallzucker) deutlich höher ist. Dieser hohe Anteil an Fructose belastet die Leber enorm, da er nur von der Leber zu Energie verarbeitet werden kann; wenn der Mensch zu viel aufnimmt legt ihn die Leber salopp gesagt „griffbereit“ in der Leber ab, wo er ihr im Weg liegt.

Das tatsächliche Problem liegt allerdings darin, dass die Leber ein stilles Organ ist, wenn es um Schmerzen oder Entzündungen geht: die meisten Organe oder Körperteile schmerzen eher eindeutig – wenn sie entzündet sind; die Leber allerdings nicht. Zu den klassischen Lebersymptome die bei fast allen Lebererkrankungen ähnlich und leider sehr uneindeutig sind, zählen Energielosigkeit, Müdigkeit, Appetitlosigkeit, Verdauungsprobleme, Juckreiz, …; höchstens ein Druck im rechten Oberbauch oder eine Gelbfärbung der Augäpfel könnte ein Laie richtig auf eine Lebererkrankung zurückführen, jedoch treten diese sehr, sehr spät auf wenn bereits ein großer Schaden entstanden ist.

Dadurch, dass das Organ Leber in Österreich vorrangig mit Alkohol assoziiert wird, und Alkohol die Entstehung einer Fettleber sowohl in Koordination mit ungesunder Ernährung als auch auf sich allein gestellt begünstigen kann, wird der Alkohol gerne und in diesem Falle ein bisschen zu Unrecht verantwortlich gemacht.

Softdrinks, Energydrinks, aber auch mit Fruchtgeschmack aromatisierte Mineralwasser zeichnen sich hier vor allem bei jüngeren Menschen als Hauptverantwortliche ab. Auch Fruchtsäfte sollten nicht in zu großem Ausmaß konsumiert werden. Bei jedem dieser Getränke muss man sich bewusst sein, wie hoch der tatsächliche Zuckergehalt ist, und welche Menge an zusätzlichem Zucker – meist der problematische Maisstärkesirup – man dem Körper täglich unbewusst zuführt. Einige der aromatisierten Mineralwassergetränke präsentieren sich sogar als Produkt für Gesundheitsbewusste, enthalten aber Zuckermengen, die mit Limonaden oder Cola vergleichbar sind.

Sollte man die Diagnose „Fettleber“ von einem Arzt erhalten, so sollte diese ernst genommen und sofort kritisch beobachtet werden. Der einzige Weg, eine Fettleber zu reduzieren und dem Körper somit zu ermöglichen, wieder normal zu arbeiten, ist die Fettablagerungen durch bewusste Kontrolle der Ernährung und vermehrte Bewegung langfristig abzubauen.