Welt-Hepatitis-Tag 2022

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Am 28. Juli ist der Welt-Hepatitis-Tag, mit dem auf die Gefahren von viralen Lebererkrankungen sowie vieler anderer Lebererkrankungen aufmerksam macht. Das Ziel ist es, Hepatitis B und C bis zum Jahr 2030 zu eliminieren und die Awareness für Lebererkrankungen allgemein – auch in Österreich – zu heben .

Welt-Hepatitis-Tag 2022 – HHÖ fordert Test-Offensive für mehr Klarheit. Die Voraussetzungen dafür sind bereits vorhanden!

Am 28. Juli ist wieder Welt-Hepatitis-Tag, mit dem die World Hepatitis Alliance (WHA) seit 2011 jährlich auf die Gefahren von viralen Lebererkrankungen sowie vieler anderer Lebererkrankungen aufmerksam macht. Das Ziel ist es, Hepatitis B und C bis zum Jahr 2030 zu eliminieren und die Awareness für Lebererkrankungen in Österreich endlich zu heben. In Österreich wird dieses Ziel von der Hepatitis Hilfe Österreich – Plattform Gesunde Leber (HHÖ) rund um Vorsitzende Angelika Widhalm vorangetrieben. Durch die Covid-19-Pandemie wurden innerhalb der letzten Jahre optimale Teststrukturen etabliert, die auch für die nötigen Hepatitis-Schnelltests genutzt werden sollten, um die enorme „Dunkelziffer zu erhellen“, so Widhalm.

 

bereits seit 2011 wird der Welt Hepatitis Tag am 28. Juli weltweit abgehalten, um die Awareness für alle viralen Hepatitiden (virale Leberentzündungen) zu steigern und um diese schweren Lebererkrankungen bis 2030 zu eliminieren. „Um dieses Ziel erreichen zu können, müssen neue Teststrategien entwickelt werden“, betont Angelika Widhalm, Vorsitzende der Hepatitis Hilfe Österreich – Plattform Gesunde Leber (HHÖ). Daher ruft auch sie die heimische Regierung auf, den Kampf gegen virale Hepatitis zügig voranzutreiben – vor allem durch Aufklärungskampagnen, Screeningprogramme, Impfung und einen niederschwelligen und einfachen Zugang zu den jeweiligen Therapien. Zudem möchte Widhalm alle Menschen motivieren, sich testen zu lassen. Denn oft bleibt eine kranke Leber unerkannt. Vor allem eine chronische Hepatitis B und C können die Leber schleichend schädigen, ohne dass die Betroffenen etwas merken. „Alle 30 Sekunden stirbt ein Mensch an viraler Hepatitis! Lass dich testen“, appelliert Widhalm daher an Herrn und Frau Österreicher. „Du könntest Deine Leber und somit Dein Leben retten.“

Die gute Nachricht: Gegen Hepatitis A und B gibt es wirksame Impfungen, die vor einer Infektion schützen. Leider liegt die Durchimpfungsrate in Österreich aktuell erst bei rund 60%. „Aufgrund der Neugeborenen-Impfungen seit 1999 erwarten wir hier ein Ansteigen der Durchimpfungsrate in den nächsten Jahren“, zeigt sich Widhalm zuversichtlich.

Seit 2015 ist Hepatitis C mit einer nebenwirkungsarmen Therapie heilbar, die im Vergleich zu früheren Therapien auch noch eine deutlich höhere Erfolsrate hat. „In der Vergangenheit waren die Therapien jedoch berüchtigt für ihre schweren Nebenwirkungen, weswegen sich viele Menschen einfach nicht getraut haben, diese Therapien in Anspruch zu nehmen“, blickt Widhalm zurück. „Mit den sogenannten DAA‘s (direct acting agents) sind diese Zeiten vorbei: vergleichsweise nebenwirkungsfrei und mit einer zuverlässigen Heilungsrate können wir allen empfehlen, nicht länger zu warten.“

Auch bei der Therapie der noch jüngeren Hepatitis D (Delta) gibt es große Erfolge. Diese virale Lebererkrankung tritt nur in Verbindung mit Hepatitis B auf und erhöht „das Risiko für schwere Verläufe um das Vierfache im Vergleich zu einer reinen HBV-Infektion“, betont Primarius, Prof. Priv.Doz. Dr. Arnulf Ferlitsch, Facharzt für Innere Medizin Zusatzfacharzt für Gastroenterologie, Hepatologie, Facharzt für Internistische Intensivmedizin, Leiter der Abteilung Innere Medizin, Gastroenterologie und Nephrologie im KH der Barmherzigen Brüder in Wien, Vorstandsmitglied der Österr. Gastroenterologischen Gesellschaft (ÖGGH) und Fach-Beirat der HHÖ. Doch auch für Hepatitis B existiert ein neues, hochwirksames Medikament.

Covid-19-Teststrukturen nutzen und „Dunkelziffer erhellen“

„Nach wie vor muss man in Österreich davon ausgehen, dass die meisten Menschen, die mit viraler Hepatitis identifiziert sind, nichts von ihrer Erkrankung wissen“, verweist Widhalm auf eines der Hauptprobleme im Zusammenhang mit dieser schweren Erkrankung. „Die Dunkelziffer ist enorm hoch. Das führt dazu, dass die meisten von ihnen erst sehr spät, nämlich durch schwere Leberschäden und anderen schweren Folgeschäden, die diese Infektionen verursachen, von ihrem Schicksal erfahren. Oft leider auch viel zu spät!“  Diese Dunkelziffer könnte man jetzt allerdings leicht erhellen, ist Mag. Dr. Margit Winterleitner, Chefärztin BMJ, überzeugt. „Denn nach 2 Jahren Covid-19-Pandemie gibt es in Österreich eine PCR-Teststruktur, die eine durchgehende und ausreichende Diagnostik ermöglicht. Außerdem kommen wir jetzt langsam wieder an die Risikogruppen heran.“ 

Auch Dr. Gottfried Hirnschall, ehemaliger Director HIV-Department and Global Hepatitis Program der WHO sowie Beirat der HHÖ, betont, dass Hepatitis nach wie vor eine der häufigsten und schwersten Erkrankungen weltweit ist. Er spricht von jährlich rund 3 Mio. Neuinfektionen weltweit und von etwa 1,1 Mio. Menschen, die jedes Jahr an den Folgen einer viralen Hepatitis sterben. Daher fordert auch er die Gesundheitsdienste global sowie in Österreich auf, die Test- und Therapieangebote möglichst nahe an die Bevölkerung zu bringen.

Neue Volkskrankheit Fettleber

„Eine nicht infektiöse Lebererkrankung, die weltweit, aber vor allem in Europa, Amerika und Australien viele Todesopfer fordert, wird von vielen Ärzten und Gesundheitspolitikern noch unterschätzt: die Fettleber – die neue Volkskrankheit Nr. 1“, erläutert die HHÖ-Vorsitzende. Meist wird sie durch eine übermäßige Aufnahme von industriell verarbeitetem Zucker wie etwa Maisstärkesirup in Kombination mit zu wenig Bewegung, einer nicht ausgewogenen Ernährung (zu viel Kohlenhydrate, zu wenig Proteine) und Alkohol verursacht. „In Österreich sind jeder 3. Mann und jede 4. Frau betroffen“, liefert Dr. Ferlitsch konkrete Zahlen dazu. „Die Fettleber ist mittlerweile der häufigste Grund für eine Lebertransplantation!“ Er fordert daher entsprechende Präventionsmaßnahmen und Kampagnen, um die Bevölkerung über diese Erkrankung zu informieren.

Die HHÖ fordert in diesem Zusammenhang, dass bei erhöhten Leberwerten alle nötigen Untersuchungen durchgeführt werden und diese auch von den Krankenkassen refundiert werden. „Das ist aktuell leider nicht der Fall“, verweist Widhalm auf einen rigorosen Missstand hierzulande. „Grundsätzlich sollten die Elastographie Untersuchung (FibroScan) in die Maßnahmen einer herkömmlichen Vorsorgeuntersuchung aufgenommen werden!“ Auch Präventionstherapien müssen endlich von den Krankenkassen refundiert werden. So könnte man u.a. auch die sogenannten seltenen Lebererkrankungen (PBC; PSC; AIH, Morbus Wilson …) rechtzeitig erkennen, um die Betroffenen rasch therapieren zu können.

Aber auch hinsichtlich der Fettleber gibt es eine gute Nachricht: „In Österreich laufen die ersten Studien für ein neues Medikament an“, betont Dr. Ferlitsch, der ebenfalls fordert, dass ein Bewusstsein innerhalb der Bevölkerung für die Gefahren einer Fettleber respektive der Fettleberhepatitis geschaffen werden muss.

Leberkrebs steigt erschreckend an – neue Therapien: Primar Dr. Ferlitsch betont ausdrücklich, dass Leberkrebs in Österreich in den letzten Jahren überdimensional angestiegen ist und die dritthöchste Todesrate an Krebserkrankungen aufweist. Die gute Nachricht: „Es gibt eine gute neue Therapieoption mit bereits guten Ergebnissen, um so diesen Krebs noch erfolgreicher bekämpfen zu können“, so die HHÖ-Vorsitzende.

Die Risikofaktoren auf einen Blick

  • Übergewicht
  • Bewegungsmangel
  • falsche Ernährung
  • Alkohol
  • sowie genetische Risikofaktoren

Key-Facts zur viralen Hepatitis von der WHO

Geschätzte 15 Millionen Europäer sind chronisch infiziert, eingeschlossen 5,5 Millionen, die in der EU leben; jedes Jahr werden 27.000-29.000 neue HCV-Fälle in der EU/EEA diagnostiziert. Beweise zeigen, dass sich in einigen europäischen Ländern die jährliche Todesrate durch HCV in den letzten 20 Jahren vervierfacht hat. 

Forderungen der HHÖ auf einen Blick

  • Regelmäßige Screenings auf Lebererkrankungen.
  • Angebot von kostenlosen viralen Hepatitis-Schnelltests für die Bevölkerung im Rahmen der Corona-Teststationen.
  • Jeder Hepatitis B-Patient muss einmal auf Hepatitis D (Delta) getestet werden, um rechtzeitig die neue Therapie einzuleiten.
  • Die Erstellung eines von der WHO seit Jahren geforderten zukunftsorientierten Hepatitis-Aktions-Planes auch in Österreich.
  • Refundierung aller notwendigen Untersuchungen der Leber (Elastographie).
  • Refundierung aller bewährten Medizinprodukte und Ernährungstherapien bei Fettleber.

Über die Hepatitis Hilfe Österreich – Plattform gesunde Leber

Die Hepatitis Hilfe Österreich – Plattform Gesunde Leber (HHÖ) wurde im Jahr 2000 von engagierten Patienten gemeinsam mit Ärzten und den Partnern aus der Gesundheitspolitik gegründet. Seither fungiert der gemeinnützige Verein als Schnittstelle zwischen PatientInnen und MedizinerInnen, Behörden, Ministerien, Arbeiter- und Wirtschaftskammer, Sozialversicherungsträgern, Krankenkassen sowie regionalen Behörden hier in Österreich. Ein wissenschaftlicher Beirat, bestehend aus namhaften Fachärzten und Wissenschaftlern, gewährleistet die Zuverlässigkeit, Aktualität und Seriosität der medizinischen Informationen der HHÖ. Die Hepatitis Hilfe Österreich wird künftig noch enger als bisher mit allen zuständigen Behörden, Ministerien und einschlägigen Institutionen des Landes sowie den Medien zusammenarbeiten.

Rückfragen richten Sie bitte an

HHÖ-Vorsitzende Angelika Widhalm

Tel: 0676/5204124

E-Mail: info@gesundeleber.at

Angelika Widhalm
Vorsitzende der Hepatitis Hilfe Österreich – Plattform Gesunde Leber (HHÖ). © HHÖ
Primarius, Prof. Priv.Doz. Dr. Arnulf Ferlitsch, Facharzt für Innere Medizin Zusatzfacharzt für Gastroenterologie, Hepatologie, Facharzt für Internistische Intensivmedizin, Leiter der Abteilung Innere Medizin, Gastroenterologie und Nephrologie im KH der Barmherzigen Brüder in Wien, Vorstandsmitglied der Österr. Gastroenterologischen Gesellschaft (ÖGGH) und Fach-Beirat der HHÖ. © Schedl BBWien
Dr. Gottfried Hirnschall, ehemaliger Director HIV-Department and Global Hepatitis Program der WHO sowie Beirat der HHÖ. © HHÖ
Mag. Dr. Margit Winterleitner, Chefärztin BMJ. © HHÖ

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