Leberkrebs – einer der drei häufigsten krebsbedingten Todesursachen.
Wien, 3. Oktober 2024. Im Oktober 2024 ist Leberkrebs-Awareness-Monat, der global von vielen Institutionen begangen wird. Weltweit gehört Leberkrebs zu den drei häufigsten krebsbedingten Todesursachen. Die Tendenz ist steigend und der Verlauf trotz verbesserter Therapien nach wie vor ernst. Im Jahr 2020 wurde über 905.700 Neudiagnosen und 830.000 Todesfälle in Europa durch das hepatozelluläre Karzinom berichtet. Wenn sich der Trend nicht umkehrt, könnten diese Gesamtzahlen bis zum Jahr 2040 um 55 % steigen.
Chronische Lebererkrankungen sind die häufigste Ursache von Leberkrebs. Das Risiko für bösartige Tumoren steigt hauptsächlich dann, wenn die Leber aufgrund einer langjährigen Erkrankung vernarbt und eine Zirrhose (Vernarbung) entsteht. Die schwer kranke Leber versucht, neue Leberzellen zu bilden, doch diese Vorgänge laufen immer unkontrollierter und chaotischer ab. Zudem ist die Immunabwehr bei fortgeschrittener Zirrhose oft eingeschränkt. Hier kann es passieren, dass Leberzellen entarten und ein Tumor entsteht.
Mögliche Ursachen für chronische Lebererkrankungen sind Infektionen mit Hepatitisviren wie Hepatitis B, C oder D. Chronische Hepatitis-B-Infektionen können z.T. schon zu Lebertumoren führen, bevor eine Zirrhose vorliegt. Weitere Ursachen umfassen Alkoholmissbrauch, Autoimmun- und Stoffwechselerkrankungen. Neuere Daten weisen darauf hin, dass insbesondere Fettlebererkrankungen bei Menschen mit Übergewicht und Diabetes mellitus für die wachsende Zahl von Krebsfällen verantwortlich sind. Eine Analyse aus Deutschland mit 2.778 Betroffenen mit hepatozellulärem Karzinom fand heraus, dass Diabetes mellitus (76 %) und Adipositas (56 %) die häufigsten Risikofaktoren waren. In Österreich ist die Häufigkeit noch größer.
Chronische Erkrankungen der Gallenblase und Gallenwege können zu einem Tumor der Gallenwege führen, wie einem Gallenblasenkarzinom oder einen Gallengangskrebs (Cholangiokarzinom). Faktoren wie Übergewicht, Alkoholmissbrauch oder chronische Infektionen können ebenfalls das Risiko für ein Cholangiokarzinom erhöhen.
Hinter all diesen statistischen Zahlen stehen Einzelschicksale. Für Betroffene und ihre Angehörigen ist das Leben plötzlich völlig aus den Fugen. Häufig wird ein Lebertumor erst spät entdeckt, wenn dieser sich nicht mehr entfernen und heilen lässt. Deshalb ist Prävention und Früherkennung so unendlich wichtig!
Menschen mit erhöhtem Leberkrebs-Risiko sollten regelmäßig gescreent werden. Bei früher Entdeckung können Lebertumoren z.B. chirurgisch oder radiologisch ganz entfernt und dann sogar geheilt werden. Auch im fortgeschrittenen Stadium stehen inzwischen bessere Behandlungen zur Verfügung, die das Tumorwachstum effektiver eindämmen und bremsen können als früher. Örtliche Therapien, die direkt am Tumor ansetzen, können das Tumorgewebe durch Hitze, Strahlen oder Medikamente zumindest teilweise zerstören. Wenn sich Tumoren zu weit ausgebreitet haben, gibt es auch systemische Therapien, die im ganzen Körper wirken. Gerade in diesem Bereich konnten die Therapieerfolge und das Überleben in den letzten Jahren verbessert werden. Die Leitlinien für Leberkrebs und Tumoren der Gallenwege werden immer wieder aktualisiert, um die neuen Entwicklungen zu berücksichtigen.
In vielen Fällen wäre Leberkrebs vermeidbar: So kann eine Impfung Infektionen mit Hepatitis B verhindern und das Leberkrebsrisiko senken. Die Behandlung von Adipositas und Diabetes mellitus kann einer Fettleber entgegenwirken und in Kürze wird es erste Medikamente auch für schwere Fettlebererkrankungen geben. Auch die rechtzeitige Erkennung von chronischen Leberkrankheiten kann viel Unheil verhindern. Hepatitisinfektionen sind gut behandelbar. Hepatitis B und D lassen sich effektiv unterdrücken, Hepatitis C ist mit heutigen Medikamenten fast immer heilbar.*)
Die Hepatitis Hilfe Österreich fordert, dass bei der Gesundenuntersuchung routinemäßig auf virale Hepatitiden und andere Lebererkrankungen getestet wird! Es ist ein Skandal, dass das bisher nicht geschieht!
Autorin. AW
*)Der Artikel basiert dankenswerterweise auf der Zusammenarbeit mit der Deutschen Leberhilfe e.V.